Fine - Das Weinmagazin



Tre Torri Verlag, Wiesbaden
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Erscheint 4 Ausgaben

Heft 2012 | 4, Jahrgang: 2012



Kompromisslos Traditionsbewusst
Warum sollte ich etwas an unserem Stil ändern?
von Rainer Schäfer (Text), Rui Camilo (Fotos)
Seite 108 - 114


Rainer Schäfer und Rui Camilo treffen Roberto Conterno gerade bei Renovierungsarbeiten in seinem Weingut Giacomo Conterno in Monforte d`Alba. Vor allem der Austausch der großen Holzfässer, in denen im Hause Conterno der Wein über viele Jahre ausgebaut wird, schmerzt Roberto sehr. Dabei betont er, dass die alten Fässer undicht seien und nur daher ausgetauscht werden müssen. Die großen Fässer sind das Markenzeichen des auf traditionelle Vinifizierung und Ausbau bedachten Roberto Conterno. Das Weingut, das mit seinem mindestens über sieben Jahre ausgebauten Monfortino regelmäßtig einen der allerbesten Barolos herstellt, hat sich bislang vielen "modernen" Methoden verschlossen. Seit 1920 gibt es diesen monumentalen Wein. Roberto Conterno wurde dabei schon von seinem Großvater Giacomo geprägt, der das Weingut gründete. Die mächtige Struktur der Monfortinos verleiht ihnen zudem eine fast schon legendäre Haltbarkeit.

Roberto Conterno hat diese Tradition auch von seinem Vater Giovanni Conterno übernommen. Der Bruder Giovannis, Aldo Conterno, ging jedoch schon 1969 seine eigenen Wege und baute sein Weingut nur wenige Kilometer entfernt nach den Prinzipien der "Modernisten" auf. Kürzere Maischezeiten und viel Barrique-Einsatz entschärften die Tanniin und Säuremonster und machten die Weine auch nach kurzer Lagerung schon zu einem Trinkvergnügen, das internationlen Ansprüchen genügte. Der Autor berichtet, dass das Verhältniss der Neffen beider Güter heute entspannt sei, dies schliesst aber das Verständnis zur Vinifikation großer Baroli nicht ein.

Trotz aller Bestrebungen, Bewährtes präzise zu wiederholen anstelle herum zu experimentieren, verschliesst man sich bei Giacomo Conterno Neuerungen nicht. In den 1970er Jahren begann man mit der Suche nach eigenen Rebflächen. 1974 konnte Giovanni Conterno dann die Lage Cascina Francia in Serralunga erwerben, eine phantastische Höhenlage in der Nähe von Monforte. 1985 wurde in Edelstahltanks zur Fermentation investiert, was die Präzision der Vinifizierung signifikant steigerte. Roberto Conterno hat übrigens wieder teilweise Holzbottiche installiert, da der Monfotino grundsätzlich ohne Temperaturkontrolle vergoren wird.

Roberto Conterno liebt die ungestörte Abgeschiedenheit, um sein Konzept großer Weine unbeeinflusst durchziehen zu können. Besucher führt er grundsätzlich nur selbst, sein Team besteht aus nur zwei Angestellten.

Der Bericht von Rainer Schäfer beschreibt sehr eindrucksvoll den grundsätzlichen Dissens der Traditionalisten und der Modernisierer in der Langhe. Dabei können beide Seiten über großartige Erfolge berichten. Und völlig unabhängig, wie man die Positionen bewertet, gewonnen haben dabei alle. Denn die Weine sind in beiden Lagern immer besser geworden und heute ist ein Spitzenbarolo sicherlich auf dem Niveau eines großen Burgunders, Bordeaux oder Kaliforniers. Das haben aber nicht nur die Verbraucher gemerkt, sondern auch die Produzenten - und haben die Preise schon mal auf Weltliga-Niveau angehoben. Ein Monfortino ist heute kaum unter 300.- € pro Flasche zu bekommen, falls man eine Flasche bekommt...


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