The Wine Advocate
www.erobertparker.com
Erscheint alle 2 Monate
Legendäre Zeitschrift, gegründet von Robert Parker, dem Erfinder der Weinbewertung nach dem 100 Punkte-Schema. The Wine Advocate ist weltweit immer noch die Referenz in der Weinbewertung, trotz gelegentlicher Kritik und jüngst auch nicht mehr so dominant. Dennoch: auch nach dem Rückzug Parkers bleibt TWA im Moment noch die marktbestimmende Referenz. The Wine Advocate gehört heute zu 100% dem Verlag Guide Michelin.
Keine andere Wein-Publikation hat bis weit in die 2010er Jahre eine derart herausragende Bedeutung in der Weinkritik erlangt. Und keine andere Publikation hat sich in den vergangenen Jahren in diesem Ausmaß verändert. Der Aufstieg Robert Parkers von den Anfängen mit dem Jahrgang 1982 ist Legende, seit vielen Jahren sind seine Bewertungen als Referenz respektiert. Mit dem Erfolg und der breiten Abdeckung vieler bedeutender Weinbaugebiete musste Parker die Verantwortung mit seinem immer größer werdenden Team teilen. Zunächst mit Antonio Galloni und später Neal Martin gelang es ihm, neue Referenzbewerter für den The Wine Advocate ("TWA") zu gewinnen. Mittlerweile sind beide Verkoster aus dem Team ausgeschieden.
Amerikanischer ging es kaum: mit seinen rund 120 eng bedruckten Seiten kam der Wine Advocate wie ein College-Paperback daher, mit amerikanischer Lochung und dem typischen, leicht gelben Papier. Bilder gab es in dieser einflussreichsten Publikation der Weinwelt keine, nur Druckerschwärze für Texte und Tabellen. Selbst die wenigen Kapitel der Ausgaben wurden kaum durch Leerzeilen abgetrennt - wäre Platzverschwendung. Auf der Titelseite nur 5 cm für Logo und Titel, für das Inhaltsverzeichnis genügen drei Zeilen. Eine Cover-Seite als Schutz gibt es nicht.
Kaufen konnte man die Publikation lange ausschliesslich über den Online-Shop Parkers - in der Subskription oder auch einzelne ältere Ausgaben. Ein Bezug über Zeitschriften- oder Buchhandel war ausgeschlossen, selbst in den USA. Eine Kreditkarte für den Kauf war Voraussetzung, eine Ausgabe kostete inkl. Versand nach Europa ca. 25 US$. Alle Hefte waren komplett werbefrei, lediglich Parker bewarb seine Website auf der Titelseite mit der wenig bescheidenen Floskel: "... the planet's most interesting discussion board...". Das Zeitschriften-Abonnement schloss die Benutzung von Teilen der Website mit ein. Alle Ausgaben des TWA tragen bis heute ein "Closing Date" und sind fortlaufend durchnummeriert.
Mittlerweile ist Parker altersbedingt schrittweise ausgeschieden. Zunächst verkaufte er große Teile des Wine Advocate an Investoren aus Singapur, später wurde der Gault & Millau Verlag weiterer Partner. Die Transaktionen wurden mit kritischen Kommentaren bezüglich der Objektivität begleitet. Später erwarb der Guide Michelin schrittweise alle Anteile an TWA und Parker schied aus. Dennoch: bis heute ist Parkers Meinung grundsätzlich respektiert und anerkannt. Mit dem Abgang von Antonio Galloni wurde Parker ein erster harter Schlag versetzt. Galloni gründete, enttäuscht von Parker, als dessen Nachfolger er sich sah, seine eigene Plattform vinous. Zudem gelang es ihm, weitere Verkoster aus Parkers Team abzuwerben. Im Frühjahr 2018 wechselte auch Neal Martin zu Galloni, ein weiterer harter Schlag. Die Referenz bröckelte gehörig.
Die Wirkung der Weinbeschreibungen und deren Bewertung mit bis zu 100 Punkten durch Robert Parker und sein Team ist Legende und entscheidet über Preise und Nachfrage der Weine mehr als alles andere. Für "normale" Weine sind 90 Punkte der Maßstab, für die großen Weine dieser Welt beginnt es bei 95 Punkten. Die seltenen 100 Punkte adeln Weingüter und ganze Weinregionen. Allerdings ist hier nicht der Platz für eine kritische Einordnung dieser Tatsche, die zwar bekämpft aber nicht bezweifelt wird.
Doch nicht nur die Dominanz Parkers wankt, auch das Punkte System hat sich mit seinen inflationären 100 Punkten ad absurdum geführt. Nachdem auch die Print-Version des TWA eine zeitlang eingestellt wurde soll es nun wieder eine solche Ausgabe geben. Blogger, neue soziale Medien und eine Vielzahl neuer Meinungsmacher im Wein haben diese Branche grundlegend verändert. Und alle sind sich einig, einen einzigen neuen "Parker" wird es nicht mehr geben. Da half es auch nichts, dass Parker mit seinem Team zu riesigen Verkostungsveranstaltungen unter dem Titel A matter of taste um die Welt reiste.