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Tre Torri Verlag, Wiesbaden
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Heft 2012 | 1, Jahrgang: 2012


Portrait Domaine Comte Georges de Vogüé | Erste Lage Kirchspiel, Rheinhessen | Portrait Luciano Sandrone, Barolo | Dom Pérignon 2003 | Die Weinschlösser im Rheingau | Portrait Sassicaia, Bolgheri | Verkostung Pesquera | Weinbereitung: Kaltmazeration | Portrait: Sofia Thanisch, Mosel | Portrait Château Angelus, St. Émilion | Weinfässer | Jüdische Spuren in der deutschen Weingeschichte | Portrait Bernhard Huber, Baden




Chambolle-Musigny ist der Schauplatz des Berichts von Burgunder-Spezialist Armin Diel, der diesmal die berühmte Domaine Comte Georges de Vogüé besucht. Seit vielen Jahrzehnten wird die Domaine von Weinbergschef Eric Bourgogne, Kellermeister Francois Millet und Jean-Luc Pépin geführt, während die Besitzer, die Enkeltöchter des Grafen Georges de Vogüé, im nahen Paris leben. 12.5 ha besitzt die Domaine, davon knapp 10 ha mit Grand Cru Klassifizierung. Die berühmte Lage Musigny gehört ihr dabei zu zwei Dritteln. Eine große Besonderheit ist auch, dass man hier auch einen Musigny Blanc anbaut, für den es in dieser Region überhaupt keine Klassifikation gibt. Wer mehr über diese legendäre Domaine erfahren möchte sollte diesen wunderbaren Bericht nicht verpassen.

Feine Weine mit Samthandschuhen keltert auch im "Burgund Italiens", dem Barolo, Luciano Sandrone. Obwohl er wohl zu den Revoluzzern um Clerico und Elio Altare gezählt wird, ging es ihm nie um Dogmatik sondern immer nur um den perfekten Wein. Mit seinem 1990er Cannubi Boschis ist ihm das wohl auch geglückt.

Ein weiterer Volltreffer ist auch der 2003er Dom Pérignon, den Caro Maurer verkostet hat. Der Bericht ist interessant, in der direkten Verbindung mit einschlägigen vollformatseitigen Geschäftsanzeigen aber jounalistisch etwas verunglückt.

Unverbindlich bleibt das Portrait von Marchese Nicolo Incisa della Rocchetta, besser bekannt als der Besitzer des legendären Sassicaia. Man merkt dem Bericht die Wortkargheit des portraitierten an, der wohl viel über die Familie, aber wenig über den Wein sagte. Dennoch, der Sassicaia ist für den italienischen Wein von historischer Dimension und geht sicher als einer der feinsten Bordeaux-Weine überhaupt durch. Seit 2006 ist Sassicaia mit überragenden Leistungen auch wieder an der Spitze angekommen.

Zwei mehr als bemerkenswerte Artikel beschäftigen sich mit bedeutenden weinkulturhistorischen Aspekten der deutschen Weingeschichte. Till Ehrlich analysiert anhand der Geschichte der rheingauischen Weinschlösser Reinhartshausen, Vollrads und Johannisberg die Rolle des Adels bei der Entwicklung des deutschen Weins von der Agrarwirtschaft hin zur Industriegesellschaft. Es ist faszinierend zu lesen, wie jahrhunderte alte Strukturen und Traditionen in einer schnellebigen Zeit ihre Grundlage verlieren und sich nicht rasch genug anpassen zu können. Alle drei Schlösser gehören heute mehr oder weniger freiwilligen "Investoren", die unter der Last der Tradition versuchen, mit ihren Weinqualitäten wieder Anschluss an die Spitzenerzeuger zu finden.

Daniel Deckers, Redakteur der FAZ, geht der bedeutenden Rolle jüdischer Weinhändler und Kommissionäre für die Verbreitung des Ruhmes des deutschen Weins nach. Ein angesichts der Verfolgung der Juden im Dritten Reich ebenso schwieriges wie sehr wichtiges Thema, das Deckers hier exzellent recherchiert aufgreift. Bravo und Chapeau für den Autor und die Fine-Redaktion für den Abdruck dieses fesselnden Beitrags, dem man sich viele Leser wünscht.

In einer neuen Serie berichtet Fine über die Entstehung von Wein. Christian Göldenboog erläutert die Vorteile der Kaltmazeration bei Spätburgundern. Bei dieser Methode werden die phenolischen Elemente bei niedrigen Temperaturen vor Beginn der eigentlichen Gärung quasi sanft und noch ohne Alkohol extrahiert. Der Önologe Guy Accad trieb diese Extraktion auf die Spitze und erzeugte tiefviolette Pinot Noirs mit opulenter Frucht. Nachteilig war, dass die Weine sehr verschlossen waren und sich auch nicht mehr öffneten. Man kann eben alles übertreiben.

Nicht übertrieben ist, dass Fine wieder einmal ein sehr interessantes Heft mit vielen verschiedenen Themen gelungen ist. Die Qualität der Fotos hat nicht das gewohnte Niveau. Das gilt nicht für die Bildstrecken von Johannes Grau, ein Künstler eben.



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