Georg Breuer

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Seit rund 100 Jahren ist das Weingut Georg Breuer im Familienbesitz. Unter der Leitung von Bernhard Breuer stieg das Ansehen dieses Betriebs bis in die absolute Spitze der Weingüter nicht nur in Deutschland, sondernd auch im internationalen Maßstab. Heute führt Theresa Breuer diesen Weg konsequent und mit größtem Engagement fort. Riesling am Limit und ein Aushängeschild des deutschen Weinbaus in der Welt.

WEINGUT GEORG BREUER

Über Georg Breuer


Theresa Breuer verwendet das Wort, das auf das Weingut Georg Breuer vielleicht am besten passt, eher beiläufig: "Transparenz". Damit meint sie zwar eine der wichtigsten Eigenschaften des Rieslings, es trifft aber auf den gesamten Betrieb, Theresa Breuer selbst und ihre Weine insgesamt zu. Wie kaum keine andere Rebsorte lässt der Riesling die Charakteristik des Terroirs durchscheinen, auf dem er wächst. Lage, Jahrgang und Rebsorte gehen eine untrennbare Verbindung ein und im Weingut Breuer wird dieser Kombination durch möglichst geringen Einfluss bei der Vinifikation jeglicher Raum gelassen. Mit gleicher Transparenz öffnet sich das Weingut dem Besucher, alles ist unspektakulär und ohne Geheimnisse. Und das gilt auch für Theresa Breuer selbst, ihre offene Freundlichkeit, ihre klare und präzise Vorstellung von dem was sie umsetzen möchte formuliert sie druckreif, aber eben nicht einstudiert, sondern aus ihrer inneren Überzeugung kommend. Auf sehr subtile Weise ergänzt das Weingut damit den klassischen Terroirbegriff um die kulturelle Dimension, die auch die Franzosen mit dem Wort Terroir verbinden. Power und Finesse gepaart mit einem kräftigen Schuss heiterer Fröhlichkeit und enormer Ausdruckskraft, es ist, als ob sich die Weine bemühten, dem Niveau des Betriebs Stand zu halten.

Das Weingut


Nicht immer konnte man im Hause Breuer so frohen Mutes in die Zukunft schauen. Im Mai 2004 verstarb plötzlich Bernhard Breuer, der als Qualitätsfanatiker den Anspruch der Weine immer weiter nach oben gezogen hatte. Trockene Rieslinge mit Charakter und Terroirbezug sollten es sein - ohne Kompromisse. Seit Anfang der 1980er Jahre hatte er die Linie des Hauses bestimmt und wuchs zu einer der renommiertesten Persönlichkeiten des Rheingauer Weins und darüber hinaus. So war er auch einer der prominentesten Vertreter des Konzepts der Ersten (Großen) Gewächse und initiierte ein Klassifikations-Comitée. Als sich abzeichnete, dass sich sein höchster Anspruch und sein Konzept von Großen Lagen nicht in der Klassifikation abbilden würde, verließ er das Comitée unter Protest und dann auch den Verband Deutscher Prädikatsweingüter VDP, dessen Mitglied das Weingut bis heute nicht ist. Konkret ging es u.a. auch um den Rauenthaler Nonnenberg, dem die Klassifikation als Großes Gewächs verweigert wurde.


Die Schatzkammer des Weinguts mit 10.000 historischen Flaschen, zumeist Rieslinge!

Bernhard Breuer hatte das Weingut von seinem Vater Georg übernommen, der dem Betrieb auch den heutigen Namen gab. Georg steht für die erste Expansions- und Internationalisierungsphase des 1910 von seinem Vater Peter Breuer erworbenen Betriebs. Schon beim Erwerb war das Weingut Teil einer Weinhandlung, was bis heute nachwirkt. So sind die Räumlichkeiten und Lagerflächen im Keller höchst komfortabel und schon sehr früh konnte eine bedeutende Sammlung feiner Weine - vornehmlich, aber nicht ausschließlich, Rieslinge - aufgebaut werden. Der rastlose Bernhard Breuer hat übrigens nicht nur Projekte in seinem Rheingauer Betrieb umgesetzt, sondern zusammen mit anderen deutschen Spitzenwinzern auch in Südafrika, auf Madeira und Portugal Weingüter aufgebaut.

Mit den Jahren wuchs auch der Besitz an wertvollen Rebflächen im Rheingau, zunächst in Rüdesheim selbst. Bis in die 1980er Jahre bewirtschaftete man schon 15 ha. Einen Sprung bedeutete der Erwerb der kompletten Rauenthaler Lage Nonnenberg in den 1990er Jahren mit einer Ausdehnung von 5,6 ha. Die Chance, eine so gute Lage als Monopol zu erwerben, konnte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn die Lage zwischen Rauenthal und Eltville etwa 20 km entfernt liegt. Der Nonnenberg besteht aus mehreren Parzellen und nur die besten Fässer hiervon werden für den Lagenwein verwendet. Insgesamt verfügt das Weingut heute über fast 35 ha Rebfläche, davon alleine sechs Lagen in Rüdesheim, große Flächen repräsentieren ausgeprägte Steillagen. Kernstück und Paradelage des Gutes ist die berühmte Lage Schlossberg, dessen Weine die Produktpalette der vier Lagenweine nach oben abrunden. Die gesamten Rebfllächen werden ökologisch bewirtschaftet, in dieser Qualitätsliga wenig erstaunlich, im Rheingau aber durchaus bemerkenswert ist.

Theresa Breuer


Der plötzliche Tod Bernhard Breuers markierte für das Weingut eine markante Zäsur. Von den beiden Töchtern der Familie kam nur Theresa als Nachfolgerin in Frage. Die damals 20-jährige hatte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung in der Reisebranche begonnen und dann sofort abgebrochen. Ob sie in dieser Situation den Betrieb übernehmen sollte, war für sie keine Frage sondern eine Herzensangelegenheit, zumal ihre Schwester kein Interesse am Weinbau zeigte. Theresa Breuer übernahm den Betrieb, die ersten Jahre noch gemeinsam mit dem Bruder ihres Vaters, Heinrich Breuer, und machte im nahen Geisenheim nebenher ihren Bachelor in internationaler Weinwirtschaft einschließlich eines mehrmonatigen Praktikums im Australischen Clare Valley in 2006. Eine große Stütze waren und sind Betriebsleiter Hermann Schmoranz und Keller­meister Markus Lundén, die bis heute diese Funktionen ausfüllen. Seit Mitte 2011 führt Theresa Breuer das Weingut als Geschäftsführerin alleine.


Theresa Breuer repräsentiert eine neue, sehr erfolgreiche Winzer-Generation in Deutschland.

Man merkt sofort, dass ihre Schwerpunkte im Weinberg und im Verkauf / Marketing der Weine liegen. Als sehr naturverbundener Mensch ist sie sehr viel in den Weinbergen unterwegs. Die Steillagen haben es ihr dabei besonders angetan, wenn auch deren Bewirtschaftung eine ökonomische Herausforderung darstellt. Mit einem verschmitzten Lächeln berichtet sie, dass ihr doch immer wieder Betriebe Steillagen anbieten, weil man eher Flächen in der Ebene sucht. Solche glänzenden Gelegenheiten lässt sich Theresa Breuer nicht gerne entgehen. Maschineneinsatz verbietet sich in den Steillagen und für die wenigen Restflächen lohnt eine Investition eben auch nicht. So bleibt viel aufwändige Handarbeit für das Team aus 15 Mitarbeitern, von denen alleine 7 nur in den Weinbergen arbeiten. Als eines der ersten Mitglieder ist das Weingut Breuer der Organisation FAIR and GREEN beigetreten, ganz im Sinne der bereits angesprochenen Transparenz.

Die Weinberge


Der größte Schatz des Weinguts Georg Breuer sind seine wertvollen Weinbergslagen in Rüdesheim und in Rauenthal. Herausragend sind die vier Berglagen Rüdesheim Berg Schlossberg (3,5 ha), Rüdesheim Berg Rottland (2,9 ha), Rüdesheim Berg Roseneck (2,1 ha) und Rauenthal Nonnenberg (5,6 ha, Lage im Alleinbesitz). Damit entfallen 14 ha der 34 ha Rebfläche auf diese Spitzenlagen. Theresa Breuer wendet sich gegen die wahrgenommene Rangfolge ihrer Weine, nach der der Berg Schlossberg herausragt, gefolgt vom Nonnenberg und erst in zweite Reihe Berg Rottland und Berg Roseneck. Bei der Querverkostung merkt man auch, dass die Charakteristiken der Weine signifikant unterschiedlich sind. Durch die geologischen Unterschiede insbesondere zwischen den Rüdesheimer und der Rauenthaler Lage reagieren die Reben auf die gleichen Wettereinflüsse auch unterschiedlich. Während der Nonnenberg eine eher kühle Lage ist und in sehr warmen Sommern brilliert, muss dies bei den wärmeren Lagen in Rüdesheim nicht so sein. Zudem liegen die vier Lagen fast an den Extrempunkten des Mittleren Rheingaus, der Nonnenberg am östlichen Eingangstor, die Rüdesheimer Lagen am äußersten westlichen Punkt, dort, wo der Rhein scharf nach Norden in das enge Rheintal abbiegt. Die vier Steillagenweine werden aus den besten Parzellen selektiert, die Erträge liegen nur bei 15-25 hl/ha. Noch nie hat man im Hause Breuer zusammen mehr als 18.000 Flaschen Steillagen abgefüllt. Um einen Berg Schlossberg kaufen zu können muss man sich in jedem Jahrgang beeilen, denn die je nach Jahrgang 2.500 bis 3.500 Flaschen sind extrem schnell ausverkauft. Nicht wenige Kunden kaufen diesen Wein in jedem Jahrgang und bauen sich Vertikalen auf.


Die Topweine des Weinguts Georg Breuer. Leider fehlt hier der Berg Schlossberg.

Eine interessante Besonderheit ist die Terra Montosa genannte Cuvée aus den nicht für die Steillagenweine verwendeten Trauben aus diesen vier Lagen. Es handelt sich also um einen klassischen Zweitwein, dessen lateinischer Name ("steile Erde") auf die vier Berglagen verweist. Faszinierend ist dieser Wein, weil er nicht nur ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet, sondern auch durch die Vermischung der Lagen die Jahrgangscharakteristik präzise herausarbeitet. Etwa 25.000 Flaschen werden vom Terra Montosa produziert. In der Produktpalette folgen die Ortsrieslinge unter der Bezeichnung "Estate" Rüdesheim und "Estate" Rauenthal.

Über 80% der Rebfläche des Hauses sind mit Riesling bestockt, zudem baut man auf 3,8 ha Spätburgunder und auf kleineren weiteren Parzellen Grauburgunder und Weißburgunder an. Das Herz aber schlägt für den Riesling und seine klassische Interpretation: leicht, präzise, mit vielschichtigen Aromen und großem Reifepotenzial.

Terra Theresa


Der Beruf des Winzers ist sehr vielfältig. Er muss sein Land bestellen wie ein Bauer, im Keller arbeiten mit der Präzision eines Apothekers und im Verkauf agieren wie ein professioneller Markenartikler. Ein Spitzenwinzer spricht idealerweise mehrere Sprachen perfekt, sitzt viel im Flugzeug rund um die Welt, ist global mit seinen Kollegen vernetzt und führt seinen Betrieb wie ein Topmanager. Verständlich, dass nur sehr wenige Menschen ein solches Profil ausfüllen. Dafür setzen sie markante Schwerpunkte und ergänzen die fehlenden Fähigkeiten durch ein schlagkräftiges Team. Theresa Breuer macht das auch so, bei ihr fließen aber doch verschiedenste Talente scheinbar mühelos zusammen. Natürlich waren die Pfade durch ihren berühmten Vater vorgezeichnet, konnte sie auf erstklassigen Voraussetzungen aufbauen. Aber, das muss man trotzdem erst einmal schaffen! Nach nunmehr 12 Jahren der Leitung des Weinguts mit Anfang 30 Lebensjahren käme niemand mehr auf die Idee, die großartigen Erfolge des Weinguts nicht ihr zuzuschreiben. Und die Liste der Auszeichnungen ist lang und wird jedes Jahr länger. Vorläufiger Höhepunkte ist die Wahl durch eine 80-köpfige Jury zur Winzerin des Jahres 2016.


Theresa Breuer, Winzerin des Jahres 2016. Auch für sie selbst eine wichtige Auszeichnung.

Die Auszeichnung zur Winzerin des Jahres 2016 freut sie sehr, die Jury besteht immerhin aus vielen hochkarätigen Experten und wird nicht von einer bestimmten Zeitschrift dominiert. Gefeiert wurde kräftig - mit ihrem Team. Auch das fällt beim Besuch sofort auf: hier ist jeder unglaublich freundlich, offen und hilfsbereit. Haben diese Leute womöglich Spaß bei der Arbeit? "Nur frohe Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter", sagt Theresa Breuer. Erfolg macht nicht nur süchtig, er lässt auch die Mühen verblassen. Ach, und dann wäre da noch der aktuelle Jahrgang 2015, der noch auf der Hefe schlummert. Ein Jahrhundertjahrgang, heißt es überall. Theresa Breuer differenziert, sie kann aber nicht verbergen, dass es einen weiteren Grund für ihr entspanntes Lächeln gibt.