Chateau Changyu AFIP

Changyu ist einer der Fixsterne der neu aufstrebenden lokalen Weinindustrie in China. Mit rund 80 Mio. € Aufwand haben internationale Investoren gleich ein ganzes französisches Dorf nachgebaut inkl. Hotel, Kirche und einem Château, das an Pichon Longueville erinnert.

Miyun County | Jugezhuang Town | China |

Über Chateau Changyu AFIP


In China gibt es ja bekanntermaßen alles. Sogar auf ein französisches Château der Extraklasse muss man nicht verzichten. Eines davon, das Château Changyu AFIP, liegt ca. 70 km nordöstlich von Peking. Mit einem Investitionsaufwand von rund 80 Mio. € baute hier ein Investorenteam aus Amerika, Frankreich, Italien und Portugal (="AFIP") auf einem Areal von 1000 ha ein absolutes Vorzeigegut in die Hügellandschaft. Und damit das Konzept aufgeht, errichtete man in den Jahren 2005 - 2007 gleich noch ein ganzes französisches Weindorf mit (Vorbild Bages, Pauillac). Das Ganze ergibt einen Hauch von Disneyland allerdings mit dem klaren Ziel, einen seriösen Top-Wein zu produzieren. Chateau Changyu AFIP ist eines von aktuell sechs Wein-Großprojekten der Changyu-Gruppe in China, der klaren Nr. 1 der chinesischen Weinproduzenten mit rund 25 % Marktanteil.


Auch der Barrique-Keller dient in erster Linie repräsentativen Zwecken

Das Gebäude-Ensemble verteilt sich über mehrere hundert Meter in Hanglage. Spektakulâres Glanzstück ist der große unterirdische Barriquekeller, in dem 1066 Fässer lagern. Hier Reifen die Cabernet Sauvignons 12 Monate in französischer und die Chardonnays sechs Monate in amerikanischer Eiche. Der perfekt auf 15 Grad Celsius / 70% Luftfeuchtigkeit klimatisierte Barriquekeller dient auch der Einlagerung von Kundenflaschen und enthält einen Raum für Weinproben. Über dem Keller steht einen riesiges Château, das dem Gut Pichon Longueville nachgebaut wurde, aber auch gut als Märchenschloss durchgehen würde. Es wird intensiv als Kulisse und Veranstaltungsort für Hochzeiten und Firmenevents der Pekinger Upper Class genutzt. In den oberen Etagen des Schlosses befinden sich ein umfangreiches Weinmusuem und weitere großzügige Verkostungsräume. Die Wände zieren zahlreiche Portraits von berühmten Gästen und Staatsmännern, die Changyu schon besucht haben. Man spürt immer wieder den Fokus der Anlage auf Events und Tourismus, der Wein bleibt bislang eher der verbindende Rahmen. So arbeiten im Weingut nur rund 50 Personen, im Hotel und Restaurationsbetrieb auf 5-Sterne Niveau jedoch über 200. Bei 130.000 internationalen Gästen ist das auch nicht verwunderlich. Derzeit wird ein neues Hotel gebaut, da die bestehenden 80 Zimmer bei weitem nicht ausreichen.


Der Dorfplatz ist einem französischen Dorf nachempfunden mit Cafe, verschiedenen Restaurants und Läden

Changyu ist eines von sieben Weingütern der Betreibergruppe, von denen drei in China liegen. Andere verteilen sich über die Erde von Australien bis Europa. Changyu baut Schwerpunktmäßig Cabernet Sauvignon und Chardonny an, der Weinstil ist ausgeprägt amerikanisch mit intensivem Holzeinsatz. Produziert werden 100.000 Flaschen (Stand 2011), die Rebfläche wird aber ständig erweitert. Neben dem Chardonnay zu rund 60€ bietet man die Cabernets in drei Qualitätsstufen an: einem Basiswein zu ca. 60 €, einen Premiumwein für ca. 70 € und einen Master genannten Wein zu ca. 140 €. Die Cabernets unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Vinifizierung und dem Ausbau, sondern nur in Bezug auf die Traubenselektion. Exportiert wird derzeit noch nicht, dafür reicht das Preis-/Leistungsverhältnis längst nicht aus, die starke Nachfrage aus China macht dies auch nicht erforderlich.


Sogar eine Kirche und ein Rathaus wurden nachgebaut

Auf Changyu betont man, dass das Weingut von Chinesen geführt wird, allerdings wird man hier sicherlich von internationalen Önologen beraten. Die Rebflächen bedecken rötliche Sandböden, die nahen Gebirgsketten sind von rotbraunem Sandstein dominiert. Die erst wenige Jahre alten Rebstöcke sind an den noch sehr dünnen Wurzelstöcken zu erkennen, für das volle Potenzial benötigen die Jungpflanzen sicherlich noch viele Jahre. Ein Problem ist das wenig gemäßigte Klima in dieser Region, in der es im Winter empfindlich kalt wird. Die Sommer sind sehr heiß und die Vegetationsphase relativ kurz. Für Cabernet Sauvignon ist damit aus volle Ausreifen eine Herausforderung. Die Rotweine zeigen dennoch eine sehr gute, tiefviolette Farbe, allerdings erinnert am Bukett wenig an Cabernet Sauvignon. Der Holzeinsatz ist extrem präsent und drängt die wenig vorhandene Fruchtsüße weiter in den Hintergrund. Liebhaber von durch starken Holzeinsatz geprägten Chardonnays amerikanischer Provinienz kommen bei dem einzigen Weißwein von Changyu voll auf ihre Kosten. Die Preise für alle Weine sind absurd hoch.


Bei der kostenpflichtigen Verkostung bietet man den Chardonnay und die Basislinie der Cabernets an