Bordeaux 2009 Primeur

04. Juni 2010


Jahrhundert-Jahrgang




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01. März 2012



Die Legende ist geboren: Parker vergibt bei der Flaschenbewertung 19 x 100 Punkte

Mit Parker sind nun alle wesentlichen Kritiker mit ihren Flaschenbewertungen herausgekommen. In der Ausgabe #199 seines The Wine Advocate finden sich die Bewertungen, die lange angekündigt waren. Bereits James Suckling vergab 9 x 100 Punkte (und 5 x 99 Punkte) und sprach von dem besten Jahrgang seiner Karriere. Aber Parker, der 2008 seine Bewertungen in der Flasche zurücknehmen musste, übertrifft alle anderen Kritiker mit fast 20 x 100 Punkten. Es ist der Startschuss für einen neuerlichen Hype und Run auf diese Weine, die unmittelbar nach Bekanntgabe der "Scores" auch preislich auf 100-Punkte Niveau stiegen. Während die Printversion der Ausgabe #199 schon einige Stunden vorher erschien, mußte die Fangemeinde auf die Online-Version warten. Um Punkt 00:00 Uhr stürzte dann noch die Website ab, der Ansturm war zu groß. Die ersten Bewertungen sind aber vorher schon durchgesickert. Dies führte zu Verärgerung, da einige Kunden sich noch mit "günstigen" Topweinen eindecken konnten.

Hier die 100 Punkte Weine von Parker:
Beausejour Duffau Lagarrosse, Bellevue Mondotte, Clinet, Clos Fourtet, Cos d`Estournel, Ducru Beaucaillou, Haut Brion, La Mission Haut Brion, La Mondotte, Latour, Le Pin, Leoville-Poyferre, L`Evangile, Montrose, Pape Clement Blanc, Pavie, Petrus, Pontet-Canet, Smith-Haut-Lafitte.

Die hohen Bewertungen hatte Parker ja schon im November 2012 in Hong Kong angedeutet, als er seine "magical 20" Weine präsentierte. Nur wenige von diesen Weinen bekamen die 100-Punkte nicht. Wichtig sind auch die Kommentare von Parker, der 2009 als vielleicht besten Jahrgang bezeichnet seit Aufzeichnungen darüber verfasst werden ("2009 may well go down as…….the single greatest vintage ever produced in Bordeaux since records have been kept. That's a long time."). 2009 ist der neue 1982er, aber besser. Das liegt schon an der fortgeschrittenen Kellertechnik. Die überragende Qualität zeigt sich auch im Quervergleich: 2005 hatten nur 2 Weine 100 Punkte, 2000 7 Weine, 1990 4 und 1982 6 Weine.

Ganz erstaunlich ist auch die Streuung: noch nie bekam ein Wein neben Haut Brion und La Mission Haut Brion aus Graves 100 Punkte. Für einige Châteaus ist es der erste 100-Punkte Wein, u.a. für so prominente Güter wie Ducru Beaucaillou, Pontet Canet, Léoville Poyferré und Cos d`Estournel. Léoville Poyferré konnte damit erstmals Léoville Las Cases überholen, der "nur" 98+ Punkte bekam - ein genauso prestigeträchtiges Duell wie bei den Pichon Gütern (Baron 98, Lalande 95 Punkte). Montrose hatte bereits 1990 einen 100-Punkte Wein. Aber auch auf dem rechten Ufer wurde hoch gepunktet. Dass Pétrus und Le Pin in guten Jahren so hoch liegen ist ja fast normal, aber mit Beausejour Duffau Lagarrosse, Bellevue Mondotte, Clinet, Clos Fourtet, La Mondotte und L`Evangile ging es hier richtig zur Sache.

Keine Frage: 2009 war ein historischer Jahrgang, nicht nur im Bordelais, sondern vor allem auch im Burgund und an der Rhône. Nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite wurden von vielen Erzeugern die besten Weine ihrer Geschichte gemacht. Mehr als 90 Punkte zu bekommen war auch für kleine Häuser fast ein Kinderspiel. Man müßte kaufen, kaufen, kaufen ... wenn es nur nicht so teuer wäre. Und dann ist da noch 2010 - vielleicht der noch größere Bruder - nicht so hedonistisch fruchtig und breit, sondern schlanker und eleganter, aber mit großartiger Struktur. Das Trinkfenster der 2009er ist jedoch sicherlich größer und beginnt viel früher.

29. Juni 2010


Montrose ist der Wein mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis!

Das ergab zumindest eine mathematische Regressionsanalyse von knapp 70 der besten Châteaus. Gerechnet wurde mit den veröffentlichten Bewertungen, wobei weinrouten.de auf Basis von eigenen, subjektiven Erfahrungen, die Bewertungen der Weintester gewichtet hat. Die Punkte von Revue du Vin de France, Parker und Gabriel fielen dabei am meisten ins Gewicht. Um bei den Preisen Verzerrungen zu vermeiden, wurden einheitlich die Angebote eines Top-Weinhändlers aus Süddeutschland herangezogen.

Auf dem zweiten Platz in der Wertung „Leistung gegen Preis“ landete Pontet Canet. Sowohl für Pontet Canet als auch Montrose erhält man Weine, die in der Bewertung auf Premier Cru Niveau liegen und nur einen Bruchteil kosten.

Weitere Chateaus die in unserer Regressionsanalyse besonders gut abschnitten: Leoville Las Cases, Leoville Barton, Gruaud Larose und Ormes de Pez. Es ist also für jede Brieftasche etwas dabei, wenn auch die Preise insgesamt deutlich höher sind als in den Jahren zuvor.
(PHS)

26. Juni 2010


Die Preise sind bis auf sehr wenige Ausnahmen (Petrus, Le Pin) alle veröffentlicht. Damit geht die längste und mit Abstand teuerste Primeur-Kampagne zu Ende. Alle Prognosen, was die Preise anbetrifft, wurden weit überboten. Lafite und Latour liegen mit rund 1.400 € - für eine Normalflasche wohlgemerkt - auf einem nie gekannten Niveau. Gleichzeitig wurden die Mengen weiter künstlich verknappt. Für Europa bleiben nur die Restmengen und die kleineren Châteaux. Ringt man sich dann zu einem Kauf durch und ruft den Händler seines Vertrauens an, dann stellt man oftmals erstaunt fest, dass dieser weder an weiteren Verkäufen interessiert ist noch über zusätziche Mengen verfügt. Hoch bewertete Weine sind kaum zu haben und die Rückfrage an den erstaunten Kunden "wo können Sie uns denn bei den kleineren Produzenten helfen" läßt Rat- und Fassungslosigkeit zurück. Wer ist hier eigentlich der Kunde?

Gekauft wird offensichtlich in der ganzen Welt, natürlich besonders in China, aber auch nicht zu unterschätzen - Japan. Es ist ein Märchen, Asiaten würden en Primeur nicht kaufen.

Weitere interessante Preise (gerundet auf Euro ex Négociant ohne MWSt.):
- die Premiers liegen bei rund 550 €, was allerdings nicht repräsentativ ist, da hier nur winzige Zuteilungen. Wer wirklich Weine haben möchte, muß wesentlich mehr zahlen. Könnte es sein, dass die Premiers die Négociants austrocknen und später die Weine direkt ab Château verkaufen möchten?
- Montrose 72 €
- Cos d`Estournel 210 €
- Ducru Beaucaillou 180 €
- Leoville Las Cases 216 €
- Leoville Poyferre 72 €
- Pichon Lalande 126 €
- Pichon Baron 90 €
- Palmer 215 €
- Cheval Blanc 700 €
- Ausonne 960 €
- Pavie 196 €
- Pavie Decesse 118 €
- La Mondotte 248 €
- Bellevue Mondotte 218 €
- Angelus 210 €
- Figeac 160 €
- L`Eglise Clinet 276 €
- La Conseillante 138 €
- Vieux Chateau Certan 156 €


04. Juni 2010


Auch nach dem Abschluß der VinExpo in Hong Kong kommt die Kampagne nur langsam in Fahrt. Es zeigt sich wohl, dass sich der Markt in zwei Hälften teilt: einerseits etwa ein Dutzend Top-Châteaus, für die insbesondere der asiatische Markt extrem hohe Preise zu bezahlen bereit ist (2009er Premiers werden bis zu weit über 1.000 € veranschlagt) und anderseits die grosse Masse an Produzenten, die weiterhin auf den europäischen und amerikanischen Markt angewiesen sind. Hier liegen die Preise in etwa auf dem Niveau von 2005 und reflektieren auch die durchaus schwankende Qualität, denn in Punkto Homogenität des Jahrgangs liegt immer noch 2005 vorne.

Interessante Preise bisher (gerundet auf Euro ex Négociant ohne MWSt.):
- Château Giscours: 37 €
- Château Lafon Rochet: 30 €
- Pagodes de Cos: 36 €
- Château Sociando-Mallet: 26 €
- Château Le Pin Beausoleil: 14 €
- Château Haut-Batailly: 26 €
- Château Cantemerle: 20 €
- Château Chasse-Spleen: 17 €
- Château Poujeaux: 17 €

20. Mai 2010


Bislang eine fast langweilige Kampagne, mit ganz wenigen Ausnahmen sind noch keine klassifizierten Châteaus mit Preisen auf dem Markt. Gazin (Marktpreis ca. 60.- €) und Pédesclaux (Marktpreis ca. 22.- €) zeigen immerhin den Weg der Preise: nach oben! Und wenn die Meldungen stimmen, dann sind die Tranchen auch in kürzester Zeit ausverkauft. Sind die relativ hohen Bewertungen für Pédesclaux vielleicht Vorschusslorbeeren für die neuen Besitzer, die eine Qualitätsoffensive angekündigt haben? An dieser Stelle sei an den Satz von Parker erinnert: "das Leben ist zu kurz, um Pédesclaux zu trinken".

Am 25. Mai startet in Hong Kong endlich die VinExpo, der Lackmus-Test für die tatsächliche Nachfrage aus Asien. Dann werden Anfang Juni die Preise gesetzt werden. Über Pfingsten also noch weiter Ruhe, auch nicht schlecht.

01. Mai 2010


Alle wichtigen Kritiker haben ihre Einschätzung jetzt publiziert, auch Parker! Alle Bewertungen liegen extrem hoch, Parker verwendet im Zusammenhang mit dem Jahrgang 2009 den Begriff "historisch". Für das linke Ufer (Médoc) stellt er fest, es sei der beste Jahrgang, den er in seiner 32-jährigen Karriere als Fassprobe verkostet hat. 21 Weine sieht Parker im Potenzial bis 100 Punkte - Rekord für einen Jahrgang. 8 Châteaus mit dieser Bewertung bekamen einen zusätzlichen Stern für den besten Primeur-Wein, den Parker von diesen Produzenten verkostet hat. Und - besoders ungewöhnlich - bei 9 Bewertungen wurde die Bandbreite mit engen 98 - 100 angegeben, 4 weitere mit 97 -100. Ein glaubliches Qualitätsniveau!

Um die Trophäe des besten Weins des Jahrgangs streiten sich wohl Lafite und Latour. Während die Revue de Vin de France Lafite mit 20/20 Punkten und als künftige Legende sieht, tendieren Parker und andere Bewerter zu Latour.

20. April 2010


Die Primeur-Kampagne bleibt immer noch relativ ruhig, nur ganz wenige "kleinere" Châteaus geben ihre Preise bekannt und die liegen in der Größenordnung der Preise zwischen den Jahrgängen 2008 und 2005. Die große Unbekannte bleibt das Ordervolumen aus China / Asien. Parker behauptet, die Premiers hätten ihre verfügbaren Mengen dreifach überzeichnet alleine aus Asien, sieht die ersten Release-Preise Ende Mai auf dem 2005er Niveau bei kleinsten Mengenzuteilungen und dann im Herbst größere Tranchen mit bis zu 1.000 Euro für die Premiers. Casino Bordelaise!

10. April 2010


Mit dem Ende der Osterferien und dem Abschluß der Primeur-Verkostungswoche im Bordelais wird es nun spannend: die Primeur-Kampagne beginnt. Über die überragende Qualität des Jahrgang besteht weitgehend Einigkeit, über die Homogenität dieses Qualitätsurteils noch nicht ganz. Selbst ältere verantwortliche Weinmacher berichten über den besten Jahrgang, den sie je produziert haben, die Jahrgangs-Vergleiche gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert! Das ist vielleicht etwas übertrieben. Dennoch: perfekte Wetterbedingungen bis in den späten Herbst hinein führten zu perfektem, völlig ausgereiftem Traubenmaterial, das auf eine heute weitgehend optimierte Kellertechnik trifft.

Besonders früh mit seinem Urteil ist immer James Suckling vom Wine Spectator dran. Er bestätigt das außergewöhnliche Niveau des Jahrgangs und vergibt vierzehn Mal die höchste Bewertung mit 97-100 Punkten (Ausone, Cos d´Estournel, Eglise Clinet, Figeac, Haut Brion, Lafleur, Latour, Leoville Las Cases, Malescot St Exupery, Montrose, Mouton Rothschild, Petrus, Trotanoy, Vieux Chateau Certan). Jancis Robinson vergibt viermal 19 Punkte für die Premiers mit Ausnahme von Mouton (18,5).

Übertrifft der 2009er also den 2005er Jahrgang in der Bewertung? Es sieht heute schon fast so aus, obwohl natürlich Parker fehlt. Angesichts dieser Qualität stellt sich die entscheidende Frage nach dem Preisniveau! Es werden also spannende Wochen und das Poker-Spiel, wer als Erster mit seinen Preisen auf den Markt kommt ist eröffnet. Die Premiers werden in diesem Jahr sicherlich wieder möglichst lange warten, nachdem sie in der 2008er Kampagne früh die Preis-Setter waren. Eigentlich alle Beobachter erwarten ein Preisniveau zwischen 2008 und 2005, das damals einen absoluten Rekord markiert hatte. Nach den völlig verpatzten Kampagnen für 2006 und 2007 und einem deutlich herabgepreisten Jahrgang 2008 stellt sich damit die Frage, ob sich die Châteaus an der Qualität oder an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen orientieren?

Diese Rahmenbedingungen sind leicht zu skizzieren: die deutlichen Wechselkursverschiebungen zum Euro verteuern die Weine für die bedeutendsten Märkte USA und Großbritannien zusätzlich. Die Nachfrage aus China / Hong Kong steigt zwar rapide an, spielt jedoch absolut noch keine so große Rolle. Zudem ist diese Nachfrage weitgehend auf Lafite-Weine fokussiert. Hinzu kommt, dass chinesische Kunden Probleme mit dem Primeur-System haben und nicht über zwei Jahre auf die Ware warten wollen. Gleichzeitig ist die heftige Wirtschaftskrise noch nicht überwunden, obwohl sich die Wirtschaft jüngst erheblich erholt hatte. Besonders teure Weine zu kaufen hat daher wohl kaum Priorität in den westlichen Industrienationen.

Nach den letzten drei Kampagnen mit eher schwachen Jahrgängen wackelt das Primeursystem. Wichtige Handelspartner und Importeure haben sich kürzlich aus diesem für sie ruinösen Geschäft zurückgezogen. Sie müssen nämlich die Ware zu Einkaufspreisen einbuchen und nicht zu Herstellkosten wie die Châteaus.