Eitel Sonnenschein über dem Kaiserstuhl

05. September 2009


6 Spitzen-Winzer vom Kaiserstuhl hatten, organisiert vom Tre Torri Verlag, 13 Weinjournalisten eingeladen. weinrouten.de war dabei.



Die Gastgeber (von links): Arne Bercher, Konrad Salway, Bernhard Huber, Fritz Keller, Joachim Heger und Andreas Stigler

Der Kaiserstuhl im badischen Südwesten ist geologisch gesehen eine Insel. Dies könnte irgendwie auch für seine Bewohner gelten, sind sie doch geprägt von einer selten anzutreffenden Mischung aus Heimatverbundenheit, Dynamik und Offenheit. Und nur so ist es zu erklären, dass sich sechs Spitzen-Winzer der Region entschlossen haben, gemeinsam etwas für das Image der Weine vom Kaiserstuhl zu unternehmen, getreu dem Motto: es genügt nicht, guten Wein zu produzieren, man muss auch laut darüber reden.

In Ralf Frenzel, dem Herausgeber des Weinmagazins "Fine", das im Wiesbadener Tre Torri Verlag erscheint und der über optimale Kontakte in die Riege der wichtigsten Weinjournalisten für den deutschen Wein verfügt, fand die Winzergemeinschaft den passenden Partner. Insgesamt 13 Journalisten fanden sich Anfang September in Oberbergen ein, um sich umfassend über die Charakteristik der Region und ihrer landwirtschaftlichen Produkte informieren zu lassen.


Auftakt im Versuchs- und Lehrgut Blankenhornsberg

Schon die Auftaktveranstaltung am Vorabend auf Blankenhornsberg zeigte bis hin zu hochrangigen politischen Vertretern das große Interesse aus der Region an dieser wohl einmaligen Veranstaltung. Bei traumhaften äußeren Bedingungen gab es erste Gelegenheiten zum Meinungsaustausch und zur Verkostung der ausgesprochen breiten Weinpalette der einladenden Winzer.

Der Kaiserstuhl verfügt über ein einzigartiges Terroir aus Vulkangestein und teils massiven (bis zu 60 m starken) kalkhaltigen Lößschichten. Diese wurden durch Südwinde aus den nahen Alpen aus dem Abrieb der Gletscher angeweht. Sehr gut zu sehen ist der vulkanische Ursprung des Kaiserstuhls an den Steillagen des berühmten Ihringer Winklerbergs. Hier haben die Winzer über Generationen durch hohe Steinmauern dem Berg Terrassen für ihre Reben abgerungen. Dennoch finden sich überall in den Weinbergen die rotvioletten bis schwarzen Vulkangesteine. Besitzer dieser wertvollen Lagen sind u.a. die Winzer Stigler und Heger, die schon vor Generationen an diese wertvollen Lagen gelangt sind.


Ideale Bedingungen für den Weinbau. Die Lavasteine sind perfekte Wärmespeicher für die Nacht

Nicht nur der Boden bietet optimale Bedingungen für den Qualitätsweinbau, auch das Klima: Ihringen ist Deutschlands wärmster Ort, da hier die mediterrane Luft aus dem Rhà´netal durch die Burgundische Pforte fliesst. Durch die Höhenlage ergibt sich zudem die gewünschte größere Differenz der Temperaturen zwischen Tag und Nacht. Wo gute Bedingungen vorherrschen, gibt es Potenzial für unterschiedliche Rebsorten. Der Sortenspiegel ist daher am Kaiserstuhl besonders vielfältig, allerdings dominieren die burgundischen Sorten Grauburgunder, Weißburgunder und Spätburgunder.


Fritz Keller (links) ist zu Recht stolz auf seine Lage Schloßberg, seine Kollegen (Joachim Heger, Mitte, Arne Bercher, rechts) können das gut verstehen

Vom Winklerberg aus ging es weiter zur nächsten Spitzenlage in nördlicher Richtung, dem Schloßberg bei Achkarren. Die Pflege dieser Steillagen erfordert einen hohen Einsatz an Handarbeit, der hier mit 1.500 Arbeitsstunden pro Hektar dreimal so hoch liegen kann wie in Lagen, in denen Maschinen zum Einsatz kommen. Fritz Keller konnte hier an Neuanlagen von Weinbergen diesen Einsatz plastisch vermitteln. Dabei ist er trotz der Plagerei stolz auf jede noch so kleine Parzelle, die er nur erwerben konnte, aber nur weil er mütterlicherseits aus Achkarren stammt. An "Fremde", und dazu gehören auch Bewohner der Nachbargemeinde, verkauft hier niemand!


Konrad Salwey erklärt die Gründe für die außerordentliche Qualität seiner Lage Kirchberg

Über den Schloßberg gelangt man in Richtung Oberrotweil zur Lage Kirchberg und damit in das Reich der Familie Salwey, die sich diese Spitzenlage mit den Kellers teilt. Der Boden hier ist steinig, ja felsig, was Konrad Salwey der Gruppe bei einem Abstecher in den dahinter gelegenen Steinbruch eindrucksvoll demonstrierte. Man könnte sagen, dieser - unter Naturschutz stehende - Steinbruch gibt einen Blick in den Kaiserstuhl frei.

Verläßt man Oberrotweil in Richtung Burkheim passiert man eine weitere Top-Lage des Kaiserstuhls, den Eichberg, an dem verschiedene Winzer Lagen besitzen. Über den Henkenberg gelangt man auf die Anhöhe Feuerberg, direkt oberhalb von Burkheim. Hier ist das Weingut Bercher ansässig, das Lagen vor allem im Feuerberg und dem Burkheimer Schloßgarten besitzt.

Der intensive Kontakt über einen ganzen Tag lang mit all diesen Spitzenlagen hat dann auch seine Wirkung auf die Teilnehmer nicht verfehlt. Auf unglaublich authentische Weise konnten die Winzer ihr Engagement und ihre Verbundenheit mit den Lagen und ihren herausragenden Merkmalen vermitteln. Ein guter Beleg dafür ist der Spaß, den die Winzer selbst an dieser Tour hatten, mußten Sie doch zugeben, in einigen dieser Lagen noch garnicht oder schon lange nicht mehr gewesen zu sein. Mit großer Anerkennung wurde bei sehr kritischem Blick die Arbeit der anderen im Weinberg gewürdigt. Vielleicht war das an diesem Tag das wertvollste Lob für die Winzer.


Seit 1969 mit einem Michelin-Stern und der aktuell besten Weinkarte in Deutschland, der Schwarze Adler in Oberbergen

Krönender Abschluß dieses eindrucksvollen und perfekt organisierten Tages war das Dinner mit großer Weinprobe im Sterne-Restaurant Schwarzer Adler des Hauses Keller. Hier in Oberbergen wird Gastlichkeit und Weinkultur in höchster Vollendung gepflegt und Fritz Keller erweist sich als perfekter und charismatischer Gastgeber. Probiert wurden ca. 20 verschiedene, überwiegend große Gewächse der beteiligten Winzer aus Jahrgängen von 1990 bis 2008. Beeindruckend waren dabei nicht nur die Parade-Spätburgunder, sondern auch die eleganten und komplexen Weißweine. Schon das alleine beweist die Vielfältigkeit der kaiserstühler Weine und ihre Klasse durch alle Qualitätsstufen. Wenn man dieses Qualitätsniveau in Relation zum Preis setzt und mit den entsprechenden französischen Provinienzen vergleicht, dann ist umso verständlicher, dass sich mancher Winzer etwas verwundert zeigt, dass kaum Franzosen über die nahe Grenze kommen, um hier Wein zu kaufen.



Vielleicht aber hat diese Veranstaltung dazu verholfen, dass doch vermehrt zumindest deutsche Weinliebhaber den Kaiserstuhl und seine Weine entdecken. Verdient hat er es auf jeden Fall, auch wenn es sich hier um eine "Insel" handelt - aber eine, von der man nicht mehr weg möchte ...