Chinesen trinken Lafite statt Parker

24. Juli 2009


Shanghai im Juli 2009 - ein Blick auf die Weinkarte im Restaurant und Staunen: angeboten werden fast nur Premier Crus zu mehr als happigen Preisen und unter allen Angeboten ist Lafite praktisch doppelt so teuer wie die anderen Premiers. Der Zweitwein Carruades de Lafite kommt sogar an die anderen Premiers heran.

Hier z.B. der 1988er Lafite für 32.000 RMB (rund 3.200 €!), kein schlechter, aber eben auch kein herausragender Jahrgang mit 94 RP Punkten bewertet. Der 1996er Margaux hingegen ist ein herausragender Klassiker, mit 99 RP bewertet und kostet mit 29.800 RMB (rund 3.000 €) etwas weniger als der Lafite. Für eine solche Flasche ist der Preis in einem Restaurant schon fast angemessen. Wie groß die Diskrepanz ist, zeigt der Vergleich mit dem 1988er Latour für "nur" noch 16.800 RMB (ca. 1.700 €). Dem Lafite aus dem gleichen Jahrgang sicher nicht unterlegen (obwohl mit 91 RP bewertet), kostet er doch wenig mehr als die Hälfte. Spannend ist auch das absolute Preisniveau dieser Weine, die trotz der üblichen Restaurantaufschläge und der langen Importwege als außergewöhnlich hoch zu bezeichnen sind. Vergleichbare Flaschen Champagner sind hingegen durchaus vernünftig kalkuliert.



An Erklärungsversuchen zu diesem Phänomen hat es in der Fachpresse ja nicht gemangelt. Wirklich verstehen werden es wohl nur die Chinesen selbst. Es bleibt zu hoffen, dass diese Weine nicht nur aus Prestige gekauft und mit irgendwas anderem gemischt (Wasser wäre noch das kleinere Übel), sondern von Weinfreunden mit entsprechendem Genuß verzehrt werden.