Opera Wine 2023, Verona

02. April 2023


Die jährlich im Frühling stattfindende Weinmesse Vinitaly ist klar die wichtigste Leitmesse für den italienischen Wein. Mittlerweile zum 12. Mal fand als inoffiziellem Auftakt am Vortag die Opera Wine statt, die vom Wine Spectator organisiert wird. Es ist kein Zufall, dass diese Wertschätzung für den italienischen Wein von der größten amerikanischen Weinpublikation kommt, ist doch der amerikanische Kontinent mit etwa einem Drittel Anteil der größte einzelne Exportmarkt für vino italiano mit anhaltend hohen Wachstumsraten. Italien ist auch ein bedeutendes Reiseziel für Amerikaner, was der Wine Spectator immer wieder mit entsprechenden Schwerpunktthemen aufgreift.


Nach den Jahren der Pandemie wieder eine vollbesetzte Opera Wine 2023. Auch wenn es sich noch unangenehm anfühlt ist es doch schön, dass das normale Leben zurück ist.

Die Opera Wine ist ein Hybridmodell aus Verkostung und Weinmesse. Jedes teilnehmende Weingut wurde vom Wine Spectator ausgewählt und eingeladen. Viele Weingüter sind schon öfters dabei gewesen, aber es werden auch immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt, neue Regionen und Betriebe vorgestellt. Geblieben ist der Ansatz der kompromisslosen Exzellenz, sodass sich am 1. April 2023 eine Auswahl von 130 der besten Produzenten Italiens in Verona einfanden. Die Opera Wine und Vinitaly sind bereits derart wichtig geworden, dass der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida vor Ort die Eröffnung übernahm. Sogar die Premierministerin Giorgia Meloni und weitere Kabinettsmitglieder haben ihren Besuch der Vinitaly angekündigt.


Marchese Anselmo Guerrieri Gonzaga präsentiert seinen Spitzenwein, den San Leonardo 2017. Nicht zufällig wird dieser Wein auch "Sassicaia des Trentino" genannt. Beide Häuser sind seit Langem freundschaftlich verbunden und tauschen sich auch in Bezug auf den Weinbau aus.

Jedes Weingut stellt genau einen Wein vor und viele entschieden sich für gereifte Versionen ihrer Spitzenweine. So kommt es, dass viele Weine am Markt lange schon nicht mehr erhältlich sind und die Gelegenheit, diese Top-Weine direkt aus den Kellern der Produzenten zu verkosten wirklich einmalig ist.


Luca Roagna zählt sicher zu den besten Produzenten des Piemont und präsentierte seinen legendären Barbaresco Pajè 2017.

Der Aspekt der Weinmesse als hochkarätiger Begegnungs- und Kommunikationsplattform der Branche ergibt sich aus der Tatsache, dass fast alle Weingüter mit ihren Besitzern vertreten waren und die Weingüter für sie wichtige Teilnehmer selbst einladen können. Dazu kamen Presse- und Branchenvertreter aus vielen Ländern. Trotz des enormen Andrangs in diesem Jahr blieb der Teilnehmerkreis dennoch relativ stark beschränkt. Gut zu beobachten war, dass nach zwei Stunden der Kommunikationsaspekt gegenüber der Verkostung immer mehr in den Vordergrund rückte.


Elisa Scavino schenkte in diesem Jahr den Barolo aus der berühmten Toplage Ravera 2015 aus.

Mit 35 Teilnehmern dominierte die Toskana die regionale Verteilung. Chianti, Brunello und Bolgheri waren sehr stark vertreten. Es folgte das Piemont mit 19 Weingütern vornehmlich aus Barolo und Barbaresco. Weitere 17 Teilnehmer repräsentierten das Veneto, hauptsächlich mit den Weinregionen Amarone, Prosecco und Soave. Die aufstrebende Weinregion Siziliens war mit 10 Kellereien vertreten, Kampanien mit 8. Interessant ist, dass der Süden Italiens immer stärkeres Gewicht auch bei den Spitzenbetrieben bekommt, war doch die Qualitätsspitze lange fast ausschließlich in Norditalien und der Toskana zu finden. Ein weiterer Trend ist das Segment Weiß- und Schaumweine. Insbesondere letzterer Markt ist in den vergangenen Jahren fast explosionsartig gewachsen.


Princilla Incisa della Rocchetta reichte den dicht gedrängten Fans den Sassicaia Jahrgang 1999 aus. Gutsdirektor Carlo Paoli betonte, dass dieser Jahrgang jetzt ein optimales Trinkfenster erreicht hat, nach fast 25 Jahren!

Das Qualitätsniveau der Weine war durchweg sehr hoch, einzelne Weine herauszuheben wäre so schwierig wie ungerecht. Sehr eindrucksvoll zeigten sich dabei vor allem die Weißweine und Schaumweine, die nicht mehr im Schatten der vielen großen Rotweinen stehen. Dicht umlagert waren von Anfang an die Stände der Klassiker aus dem Piemont und der Toskana. Die Auswahl an großen 2016er Weinen aus diesen Regionen zog die Gäste magisch an. Als Beispiele sind Bruno Giacosa's Barolo Faletto, Banfi's Brunello Poggio alle Mura, Petrolo's Galatrona oder der Tenuta di Trinoro Toscana zu nennen.


Kaum noch zu steigern ist auch der Erfolg des Gutes Castello di Brolio. Dieser Erfolg ist insbesondere das Ergebnis der herausragenden Tätigkeit von Barone Francesco Ricasoli, der hier interviewt wird. Der Gran Selezione 2018 stammt aus einem besonders eleganten Jahrgang.

Für die Auswahl von 130 Spitzenweinen blieben dem Publikum nur drei Stunden Zeit zur Verkostung. Für eingehende Verkostungsnotizen viel zu wenig, auch wenn man bedeutend weniger Weine probiert hat. Nach zwei Stunden waren die ersten Stände bereits leergetrunken. Dennoch, die Opera Wine ist eine fantastische Möglichkeit, sich von dem außergewöhnlichen Niveau und auch der sprichwörtlichen Reifefähigkeit der großen italienischen Gewächse zu überzeugen. Dass man dabei auch mit den prägenden und meist auch berühmten Personen diskutieren kann, macht den besonderen Reiz dieser Veranstaltung aus.