Das Weinjahr 2021 im Rückblick

21. November 2021


Auch in 2021 lag der lange Schatten der Corona-Pandemie über der Welt und auch der Welt des Weins. Fast alle größeren Veranstaltungen und Messen konnten nicht stattfinden, an internationale Reisen war kaum zu denken.

Und selbst klimatisch war 2021 zumindest in Mitteleuropa kein einfaches Weinjahr. Viel Regen, kühle Temperaturen und relativ wenig Sonnenlicht waren keine optimalen Voraussetzungen für eine Fortsetzung der großen Weinjahrgänge 2018 - 2019 und 2020. In vielen Weinregionen war zudem der Ertrag gering.

  • 2021, in vielen Regionen ein schwieriges Jahr

    Zumindest in den nördlicheren Weinregionen Europas war 2021 kein einfaches und am Ende auch kein großes Jahr. Frost im April, viel Regen über das ganze Frühjahr und auch im Sommer forderten die Winzer heraus. Wäre der Herbst nicht noch deutlich besser gewesen, man hätte das Jahr abschreiben können. In Südeuropa aber sah es anders aus: hier dominierte Trockenheit, allerdings ohne große Hitze. Und das sind sehr gute Voraussetzungen für große Weine. Insgesamt dürfen die Ernteerträge niedrig bis sehr niedrig ausfallen. Aber seien wir ehrlich: nach den drei herausragenden Jahrgängen 2018 - 2019 - 2020 kommt eben auch einmal ein schwächerer Jahrgang vorbei.

  • Unwetter treffen die Winzer hart

    Diskussion um den Klimawandel hin oder her, Fakt ist, dass in den letzten Jahren verheerende Unwetter in einigen Weinregionen gewütet haben. Hagel zur Unzeit, Brände und Überschwemmungen treffen diejenigen am meisten, die von der Natur und ihren Früchten leben. Dieses Mal hat es auch das Ahrtal in Deutschland mit einer Jahrhundertflut ganz schlimm getroffen, zahlreiche Weinbaubetriebe sind um ihre Existenz beraubt. In Napa Valley haben die mittlerweile häufigen Brände dazu geführt, dass Weinbaubetriebe praktisch keine Brandversicherung mehr bekommen.

  • Viele große Weine zu hohen Preisen

    Während die Weinbergsteams mit dem Wetter kämpften konnte die Vertriebsseite mit der Vermarktung großer Jahrgänge punkten. Aus der Champagne kamen Nachzügler aus dem großen Jahr 2008 und dann die Spitzenjahrgänge 2012 und 2013 verstärkt auf den Markt. Bei den Rotweinen glänzten die Jahrgänge 2018 und 2019. In vielen Regionen Frankreichs und Italiens war 2019 ein herausragender Jahrgang. Dazu kam im Frühjahr die Primeurkampagne des tollen Jahrgangs 2020. Mit der Qualität stiegen aber auch - leider - die Preise massiv an. Was also kaufen und einlagern? Die Entscheidung war schwer.

  • eTastings sind bestens etabliert

    Wieder einmal fielen fast alle relevanten Wein-Großereignisse wegen der Corona Pandemie aus. Doch in 2021 war man gut präpariert und verschickte schnell und äußerst professionell Verkostungsmuster. Zur Bordeaux Primeurs bekamen wir durchweg binnen 24 h die Proben vom Fass zur Haustüre. Nicht eine einzige Probe war irregulär. Natürlich fehlen die Gespräche mit den Verantwortlichen in Weinberg und Keller, dafür ist das Set Up immer identisch und man kann sich bedeutend mehr Zeit für die Weine nehmen.

  • Der Weinhandel ist weiter in Transformation

    Die Pandemie transformiert weiter den Weinhandel. Immer mehr Online-Bestellungen treffen auf Weingüter, die immer kleinere Tranchen an Flaschen in den Markt bringen - zumindest in der Spitzensegmenten. Die Frage ist nicht mehr, an wen man verkaufen kann, sondern ob man überhaupt an eine nennenswerte Anzahl Flaschen kommt. Die stärksten Marken fokussieren gleichzeitig immer mehr auf eigene Vertriebskanäle. Die Überseemärkte der berühmten europäischen Weingüter werden zunehmend im Rahmen von "Herbst-Releases" durch den Bordeaux-Handel abgewickelt, neuerdings auch bei Champagnern. Gleichzeitig setzt sich das Topsegment mit rasch steigenden Preisen ab.

  • Versorgungsengpässe belasten auch die Weinbranche

    Die verbreiteten Lieferprobleme haben längst auch die Weinbranche erreicht. Es fehlten Glasflaschen, Etiketten, Kleber, Kartonagen, Holzkisten, Paletten, Transportoptionen und zahllose andere Dinge. Die Betroffenheit war regional stark unterschiedlich, dennoch gerieten teilweise die Release-Termine durcheinander. Dazu kamen zusätzliche, deutliche Preissteigerungen.

  • Klassifikation in St. Émilion in Auflösung

    Cheval Blanc und Ausone (sowie indirekt auch Haut Brion) verlassen die Klassifikation in St. Émilion, die alle 10 Jahre neu erstellt wird. Alle drei Châteaus haben die Unterlagen für die Bewerbung für 2022 nicht abgegeben. Gleichzeitig macht eine Verurteilung von Hubert de Boüard, Miteigentümer von Château Angélus, Schlagzeilen. Ihm wurde vorgeworfen, seine Position als Vorsitzender der AOC St-Émilion zum Vorteil seines Châteaus genutzt zu haben. Damit sind drei von vier Premier Grand Cru Classé A Weingütern in die Diskussion um die Zukunft der Klassifikation verwickelt. Nach jahrelangen Streitigkeiten dürfte das System damit weiter massiv an Glaubwürdigkeit verlieren.