Slow Wine 2012 in München präsentiert

16. Januar 2012


Die "Goldene Bar" in München bildete den stilvollen Rahmen der Buchpräsentation.

In kaum einem anderen Weinland kommt es bei der Auswahl der Weine so sehr auf den Produzenten an wie in Italien. Fast in allen Anbaugebieten gibt es Top-Winzer, Mittelmaß und Produzenten, die nicht der Erwähnung wert sind. Bei der enormen Vielfalt des Angebots verwundert es nicht, dass sich schon früh renommierte Weinführer etabliert haben, die dem Verbraucher Hilfestellung geben. Neben dem L`Espresso, Veronelli und anderen ist hier vor allem der Vini d`Italia des Gambero Rosso zu nennen, den man sicher als absolutes Standardwerk bezeichnen kann. Die 20 Jahre lange Zusammenarbeit zwischen Slow Food und dem Gambero Rosso wurde 2010 mit der Herausgabe eines eigenen Weinführers unter dem Titel "Slow Wine" beendet. Als Reaktion hierauf nahm der Gambero Rosso 2010 erstmals die Vergabe von "Grünen Gläsern" in die Bewertung auf.

Slow Wine in Konkurrenz zu Gambero Rosso

Für die deutschen Leser des sehr beliebten Vini d´Italia folgt nun der zweite Paukenschlag: der Münchner Hallwag Verlag (Gräfe und Unzer), der seit über zwei Jahrzehnten mit Slow Food kooperiert, wird die deutsche Übersetzung des Vini d`Italia nicht mehr auflegen und fokussiert sich statt dessen auf den neuen Slow Wine Führer. Die Zusammenarbeit mit dem Gambero Rosso wurde beendet. Ob es eine deutsche Ausgabe des Gambero Rosso geben wird ist nicht ganz sicher, nach der Prowein im März wird man Gewißheit haben. Keinesfalls kann es sich ein so wichtiger Weinführer für Italien leisten, für den enorm bedeutsamen Exportmarkt Deutschland keine Übersetzung anzubieten. Nicht mehr geben wird es auch die jährliche Präsentation des Gambero Rosso in München zu der die Produzenten der "Drei-Gläser-Weine" immer eingeladen waren und die eine starke Publikumswirksamkeit hatte.

Dafür gibt es künftig vom Hallwag Verlag eine deutsche Ausgabe des Slow Wine, die bei einem Pressetermin in der "Goldenen Bar" im Haus der Kunst in München als gekürztes Booklet mit immerhin 300 Seiten Umfang präsentiert wurde. Das als "Best-of" konzipierte Taschenbuch wird als kostenlose Beilage zum Februar-Heft 2012 der Zeitschrift "Der Feinschmecker", das zur gleichen Verlagsgruppe gehört, verteilt. Dieser enorme Marketing-Aufwand ist eine vorausschauende Investition, denn ab 2013 wird es die komplette Ausgabe des Slow Wine dann in deutscher Übersetzung geben.

Was ist nun neu an dem Konzept von Slow Wine? Schließlich muß man unbedingt ein unverwechselbares Profil entwickeln um gegenüber der starken Konkurrenz bestehen zu können. Das gilt besonders für das Prämierungs-Kennzeichen, die berühmten roten "Drei Gläser" für die Siegerweine. Es gibt in Italien praktisch kein Weingut, das diese begehrte Auszeichnung des Gambero Rosso nicht prominent präsentieren würde. Es ist der Ritterschlag zur Aufnahme in den Club der besten Erzeuger Italiens. Slow Wine macht das sehr geschickt und vermeidet hier den direkten Vergleich: der Slow Wine vergibt keine Klassifizierung im eigentlichen Sinne und gruppiert die Auszeichnungen ohne Ranking. Die Kellereien werden mit dem Symbol der Schnecke für die Einhaltung der Slow Food Kritieren ausgezeichnet. Eine "Flasche" (kein "Glas"!) erhalten Betriebe mit ausgezeichneten Qualitäten über die gesamte Produktpalette.

Bei den Weinen konnte man nun doch nicht ganz auf Qualitätsbewertungen verzichten. Neben den Alltagsweinen mit ausgezeichnetem Preis-/Leistungsverhältnis gibt es die Kategorie "Großer Wein" für die besten Verkostungsergebnisse und "Vino Slow" für Weine, die Terroir, Geschichte und Umwelt der Region markant zur Geltung bringen. Bereits an dieser Beschreibung spürt man den Seiltanz, der zur Abgrenzung notwendig ist, das Konzept ist zwar spannend, aber nur sehr schwer Konsumenten und Lesern vermittelbar. Die Prinzipien "Gut, Sauber und Fair" sind aller Ehren wert und sicher die Zukunft in der nachhaltigen Landwirtschaft, schlußendlich zählt jedoch das Ergebnis im Glas. Und hier sind einfache Bewertungssysteme im Vorteil - ein entscheidender Erfolgsfaktor von Robert Parker mit seinen 100 Punkten.