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Tre Torri Verlag, Wiesbaden
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Erscheint 4 Ausgaben

Heft 2008 | 3, Jahrgang: 2008



Paul Fürst
und das schöne Rätsel des Spätburgunders

von Martin Wurzer-Berger (Text), Oliver Rüther (Fotos)
Seite 158 - 166


Ein Besuch bei Paul Fürst ist zunächst wenig spektakulär. Der Weg dorthin zieht sich durch die Ortschaft Bürgstadt und führt entlang des Hohenlindenwegs den Berg hinauf. Am Ende der Häuserzeile liegt rechter Hand das Gut, die Fassade ist aus dem allgegenwärtigen Buntsandstein des Spessarts gebaut. Das Haus und die anschließenden Wirtschaftsgebäude wirken ebenfalls eher unscheinbar. Dies gilt jedoch nicht für seine Weine. In Franken an der absoluten Qualitätsspitze produziert hier Paul Fürst Weltklasse Pinot Noirs. Direkt oberhalb des Weinguts liegt die Lage Centgrafenberg, Grundlage dieser Ausnahmeweine. Die Reben teilen sich das nach Süden ausgerichtete durchaus steile Gelände mit Obst- und andere Bäumen. Das Geheimnis liegt eher im Boden, in dem Buntsandstein, der auf ideale Weise die Wärme speichert, die tagsüber im Talkessel von Miltenberg herrscht.

Martin Wurzer-Berger schildert Paul Fürst als einen bescheidenen Mann, der sein Handwerk durch beharrliches Ausprobieren und Optimieren gelernt hat. Nach seiner Ausbildung in Veitshöchheim und auf Schloss Johannisberg wechselte er 1975 an die Fachhochschule in Geisenheim. Doch schon im ersten Semester mußte er zurück auf den Hof, da sein Vater verstorben war. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Rundfahrt durch die besten Lagen von Paul Fürst, nicht nur am Centgrafenberg, sondern vor allem auch am Klingenberger Schlossberg, ca. 15 km Mainabwärts. 1,3 ha konnten Paul Fürst und sein Sohn Sebastin hier im Jahr 2004 erwerben und die Pläne für einen weiteren Spitzen-Pinot Noir sind groß. Der steile Hang ist terrassiert und wird von insgesamt rund 5 km Weinbergsmauern gehalten.

Mit allergrößter Sorgfalt werden die wertvollen Trauben selektiert, entrappt und in großen Gärbottichen aus dickem Holz vinifiziert. Einige Tage wird die Maische kühl stehen gelassen und dann auf über 30 Grad erwärmt und rasch vergoren. Die schwierigere Rotweinbereitung hat Paul Fürst im französischen Burgund gelernt, in Deutschland wurde hierzu wenig vermittelt. Auch Sohn Sebastian, seit dem Frühjahr 2008 Partner des Vaters, war schon im Burgund und auch in Südafrika, hat seine Diplomarbeit über Abstichtechniken aus dem Barrique gemacht. Die komplexe Vinifizierung des Spätburgunders hat dazu geführt, dass Paul Fürst erst seit den 1990er Jahren den Pinot Noir verstanden hat, seit 2000 "sei er wirklich sicher". Betrachtet man die lange Liste an Preisen und Auszeichungen, so kann man das nur unterstreichen.


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