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Tre Torri Verlag, Wiesbaden
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Erscheint 4 Ausgaben

Heft 2009 | 1, Jahrgang: 2009



Jahrgang 1961
Der beste Bordeaux aller Zeiten?
von Jan-Erik Paulson (Text), Pekka Nuikki (Fotos)
Seiten 78 - 83 und 120 - 122


Die akutelle Diskussion um die Parker-Bewertung des Jahrgangs 2008 zeigt mal wieder: es gibt eine Flut sogenannter "Jahrhundert-Jahrgänge", alleine in dieser ersten Dekade des neuen Milleniums haben drei Jahrgänge den Anspruch auf diesen Titel (2000, 2003, 2005) und jetzt kommt noch 2008 dazu (mit all den kontroversen und emotionalen Diskussionen). Seit dem phänomenalen Jahrgang 1982 haben weitere Jahrgänge einen entsprechenden Anspruch: 1986, 1989, 1990, 1995 und 1996. Blickt man weiter in die Vergangenheit, nimmt die Häufung merklich ab: 1961, 1959, 1953, 1949, 1947, 1945, 1921 und 1900. Insgesamt also fast 15 Jahrgänge im 20. Jahrhundert, die teilweise Weinlegenden geschaffen haben. Aber sind das damit auch "Jahrhundert-Jahrgänge"? Dieser Frage geht Jan-Erik Paulson in seinem Beitrag nach und reklamiert für den Jahrgang 1961, dass er alle geforderten Kriterien erfüllt.

Für Paulson sind die Kriterien für einen großen Wein, dass er eine "zusätzliche Dimension", ein "unvergeßliches Geschmackserlebnis" eröffnet. Diese Qualität muß er über lange Zeiträume nicht nur erhalten, sondern möglichst noch ausbauen. Wichtig ist auch, dass ein großer Jahrgang nicht nur einzelne Spitzenweine hervorbringt, sondern in der Breite des gesamten Bordelais (linkes und rechtes Ufer) erfolgreich ist, auf allen Qualitätsstufen. Legt man diese Kriterien an, so erweist sich 1961 als wahrhaftiger "Jahrhundert-Jahrgang". Diese Weine boten rasch höchsten Trinkgenuß, der bis heute anhält und sich verfeinert. Die meisten großen Weine dieses Jahrgangs haben noch ein langes Leben vor sich.

Die ganz besondere Qualität von 1961 liegt zunächst im Witterungsverlauf begründet. In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai wurde das Bordelais von einem späten und schweren Frost heimgesucht, der zu einem Ernterückgang um bis zu zwei Dritteln führte. Kraft der Reben und Mineralstoffe der Rebstöcke konzentrierte sich damit auf eine extrem kleine Anzahl von Trauben und führte zu höchster Konzentration. Durch den heißen und trockenen August und September verlängerte sich die Reifung bis Ende September, die Lese fand bei bestem Wetter statt. Die bereits fortgeschrittene Kellertechnik vermied die Härte der Tannine und flüchtige Säure. Die tieffarbenen Weine sind unglaublich konzentriert, fruchtig und verfügen über eine optimale Struktur und Frische.

Zahlreiche Verkostungsnotizen zu einzelnen Weinen quer durch die wichtigsten Appellationen runden diesen Artikel ab. Die ganz großen Legenden wie Latour, Margaux, Palmer oder Petrus werden dabei genauso behandelt wie kleinere Châteaus, die 1961 oftmals den besten Wein seit und in vielen Jahrzehnten gemacht haben.


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