Bordeaux Jahrgang 2006




2006 ist ein "Schattenjahrgang", da er direkt auf den überragenden Jahrgang 2005 folgt. Ähnlich ging es 1983, 1995 und 2001.

Witterung und Vegetationsverlauf 2006


Ein sehr guter Wetterverlauf im Hochsommer ließ große Hoffnungen auf einen Zwillingsjahrgang aufkommen. Doch fast zeitgleich mit der Lese kam der Regen und dies belegt wieder einmal die Tatsache, dass der September den Jahrgang macht. Je nach Strategie und verfügbaren Ressourcen entstand so ein sehr heterogenes Bild, unterscheiden sich die Weine von Château zu Château. So waren zahlreiche Güter gezwungen, frühzeitig zu lesen, um das Schlimmste zu verhindern. Das Ergebnis war dann Lesegut, das nicht vollständig ausreifen konnte und eine hohe Säure aufwies. Das Spritzen gegen Pilzbefall und eine strenge Selektion können sich eben nur die größeren Châteaus leisten. Das Erntevolumen lag mit 5,9 Mio. Hektolitern unter 2005 und vor allem 2004.

Die Primeurkampagne 2006


Schon vor Beginn der Kampagne sickerte durch, dass die Preisabschäge auf das Rekordniveau von 2005 nicht groß und in Relation zur deutlich schwächeren Qualität nicht ausreichend sein würden. Anfang Mai kamen dann die Bewertungen von Parker, der ca. 30 Weine bis an oder über 95 Punkten aufählte. Sehr gut bewertet wurde Mouton Rothschild mit 96-100, ebenso wie La Mission Haut-Brion und Bellevue Mondotte. Gestützt durch diese überraschend gute Bewertung lagen dann auch die ersten Preise nur ca. 10-20% unter denen von 2005. Im Laufe der Kampagne pendelten sich die Preisabschläge gegenüber 2005 auf ca. 20% ein, dennoch verlief der Abverkauf der ersten Tranchen sehr rasch. Eine erste positive Überraschung war Cos d'Estournel, die mit 34% Abschlag einen attraktiven Preis boten und rasch ausverkauft waren. Pichon Lalande nur mit 13 % Abschlag, bei allerdings extrem kleiner Erntemenge.

Die Premiers warteten bis Ende Juni, so lange wie kaum zuvor. Den Auftakt bildete Latour mit einem Abschlag von ca. 20%. Die schlimmsten Befürchtungen sind damit nicht wahr geworden, lagen die Abschläge für die Zweitweine doch wesentlich niedriger. Mit Preisen ex Negociant um 330.- € wurde zwar ein gewisser Abstand zum Traumjahrgang 2005 gewahrt, allerdings lagen die Preise damit immer noch doppelt so hoch wie 2003 und dreimal so hoch wie in 2004! Sensationell war dann die Preisgestaltung von Haut-Brion und La Mission Haut Brion, beide Weine wurden extakt auf das Niveau der Premiers gepreist und lagen damit deutlich ÜBER 2005. Noch teurer war nur Ausone mit 540 €, dafür konnte man 4 Flaschen Las Cases kaufen, auch einer der Favoriten für den Titel "Wein des Jahres".

Der Jahrgang 2006 wird für einige Zeit als der teuerste in Relation zur Qualität in die Annalen eingehen. Dass er dennoch von Markt gut aufgenommen wurde lag an der ungewöhnlich starken Konjunktur, getrieben durch die asiatische Wirtschaft. Er profitierte damit auch von dem boomenden Auktionsmarkt, der die Preise für alle Jahrgänge in die Höhe trieb. Mit dieser extremen Kampagne wurde jedoch gleichzeitig der Keim gelegt für schwere Zeiten für den Handel, denn pünktlich zur Auslieferung des Jahrgangs wechselte eine der heftigsten Wirtschaftskrisen den Boom ab und die Weine lagen wie teuer eingekauftes Blei in den Regalen.

Die Weine des Jahres 2006


Parker vergab zweimal 98 Punkte: an Mouton Rothschild und an Ausone, Lafite knapp dahinter mit 97 Punkten. Kein anderer Weinkritiker gab irgendeinem Wein eine solch hohe Punktzahl. Jancis Robinson vergab zweimal 18.5 und honorierte damit die Qualität der beiden Haut Brion Geschwister. Der beste "Nicht-Premier" ist nach Urteil der meisten Kritiker Léoville Las Cases. Sehr gut gelungen sind auch Cos d'Estournel und insbesondere Pontet Canet, beides Güter, die sich immer öfter deutlich als Super Second profilieren.

Im Quervergleich dürfte Mouton Rothschild der Wein des Jahres 2006 sein, gefolgt von Haut Brion, Lafite, Latour und Las Cases. Pontet Canet war erstmals unter den Kandidaten für den Wein des Jahres, doch noch lag der Nachbar Mouton vorne.