Champagne Jahrgang 2002




Die Klasse des Jahrgangs beruht auf dem fast optimalen Wetterverlauf in 2002. Während es in Südfrankreich und auch in Italien ein schwacher Jahrgang war, wurden die nördlichen Regionen Burgund und die Champagne mit einem großen Jahr verwöhnt. Das warme und trockene Frühjahr bescherte eine quasi optimale Blüte. Der lange sonnige und warme Sommer wurde immer nur kurz durch Regenperioden unterbrochen, gerade genug, um das Wachstum zu fördern. Das gute und trockene Wetter hielt bis in den Herbst an und überstand auch die kritische Lesezeit. Ein so gut wie perfektes Jahr also. Das Ergebnis waren vollreife Trauben mit hohem Mostgewicht und ausreichender Säure für sehr fein ausbalancierte Champagner. Die Säurestruktur ist es auch, die den Champagnern ein langes Lagerpotenzial verleiht, ein Kritikpunkt, der oft an den ebenfalls großen Jahrgängen der 1990er Jahre geübt wird. Sicher ist, dass seit 1990 und 1996 kein Jahrgang an den 2002er heran kommt und danach einschließlich 2013 allenfalls 2008 ein Konkurrent sein könnte. Bei Robert Parker notiert 2002 in der Jahrgangstabelle bei 95 Punkten und im Wine Spectator bei 94 Punkten. Die angesehene Revue du Vin de France vergibt seltene 19/20 Punkten, 1996 zum Vergleich liegt bei 18/20, 2008 bei 17/20.



Üblicherweise sind Champagner Cuvées aus Trauben verschiedener Jahre, Lagen und Traubensorten. Jahrgangschampagner mit Trauben nur aus einem einzigen Jahrgang werden nur in guten bis sehr guten Jahren angeboten, jedes Champagnerhaus entscheidet hierüber individuell. Am radikalsten ist man hierbei im Hause Salon, in rund 100 Jahren wurden nur 37 Jahrgänge deklariert und jüngst kündigte das Haus an, keine Champagner aus den Jahren 2009 bis 2013 anzubieten. 2002 allerdings gibt es als Jahrgangschampagner von fast allen Häusern. Wegen der außergewöhnlichen Qualität wurden zudem oft die Zeiträume der Hefelagerung verlängert, einige Produzenten präsentierten den Jahrgang 2003 vor dem Jahrgang 2002 (z.B. Krug, Dom Pérignon). Keine Frage, die Top-Champagner des Jahres 2002 haben alle das Potenzial zur Legendenbildung.

Niemandem ist dies so klar wie den Champagnerhäusern selbst. Und die nehmen nicht nur die Preise steil herauf, sondern verknappen gleichzeitig das Angebot. Zudem verbinden einige die limitierten Käufe mit der zwingenden Abnahme großer Mengen der Basischampagner, was letztlich weiter auf den Preis aufgeschlagen wird. Viele der letzten Prestige-Releases des Jahrgangs 2002 sind nur um oder sogar über 200 Euro pro Flasche im Handel. Dies ist aber im Vergleich zu den großen Bordeaux-Jahrgängen immer noch ein Schnäppchenpreis. Große Champagner und große Baroli sind immer noch die preiswertesten Spitzenweine der Welt. Und wenn man die Preisentwicklung mit den großen 1996er Champagnern vergleicht, ist da noch viel Luft nach oben - in ein paar Jahren. So hatte ein amerikanischer Investor seinerzeit versucht, den 1996er Jahrgang Salon komplett aufzukaufen, was zwar nicht ganz gelang, aber bis heute besitzt er einen erheblichen Teil der Ernte. Heute ist dies ein Vermögen wert!