Cannubi, historische Paradelage des Piemont


Nordöstlich der Gemeinde Barolo erstreckt sich ein kleiner Bergrücken in Richtung Alba, der seit rund 300 Jahren zu den berühmtesten und besten Weinbergslagen des Piemonts zählt: der "Cannubi", auch "Can(n)ubio" genannt. Die älteste heute noch erhaltene Flasche Wein aus der Langhe trägt die Aufschrift "Cannubi 1752" und beweist, dass es schon sehr lange wichtig war, diese Einzellage auf der Flasche explizit anzugeben. Die Bedeutung des Namens Cannubi hat bis heute seine Bedeutung erhalten - und führte jüngst zu einem tiefen Streit in der Region, der bis in das höchste Gericht in Rom getragen wurde. Man könnte auch sagen, schon wieder gibt es für die Barolo-Winzer Anlass, um die Tradition zu streiten.


Blick über den steil abfallenden Cannubi auf das Schloss von Barolo.

Der steil nach Süd-Südost abfallende Berg liegt eingebettet in die Lagen Muscatel, Valletta, San Lorenzo und Boschis (historischer Name Monghisolfo). In der Mitte liegt die Kernzone Cannubi. Alle diese Lagen befinden sich vollständig im Gemeindegebiet von Barolo. Die Weine aus diesen Lagen vereinen Reife, Frische, Komplexität und Eleganz mit einer wunderbaren Duftigkeit. Die 1995 von der Gemeinde Barolo definierte Kernzone hat eine Größe von 15 ha, die Randzonen addieren sich auf noch einmal 19 ha Rebfläche. Der berühmte Name hatte eine derart große Strahlkraft, dass auch die Randzonen unter Duldung der Gemeinde schrittweise mit dem Namenszusatz "Cannubi" versehen, also umbenannt wurden in Cannubi Muscatel, Cannubi Valletta, Cannubi San Lorenzo und Cannubi Boschis. Vollends aufgebracht hat die Besitzer aus der Kernzone, die ihren Status bedroht und verwässert sahen, dass 2009 Ernesto Abbona, Präsident der Großkellerei Marchesi di Barolo auf den Zusatz "Muscatel" verzichten und seinen Wein nur noch unter dem Namen Cannubi vertreiben wollte. Die Besitzer der Kernzone klagten und gewannen 2012 in 1. Instanz. Im Berufungsverfahren in Rom im Oktober 2013 aber verloren sie diesen Prozess endgültig. Alle Besitzer von Rebflächen aus den Randzonen dürfen nun ihren Weine nur noch mit "Cannubi" etikettieren, die Lage ist damit formal auf 34 ha angewachsen.


Keinen Streit gibt es über die Lage der Kernzone des Cannubi - hier mit Blick nach Norden zu sehen.

Die Bestockung des Berghangs bis hinunter zur Straße nach Barolo existiert aber noch nicht sehr lange, heute wird dort überwiegend Barbera angebaut. Dennoch werden alle Lagen des Cannubi grundsätzlich als sehr hochwertig betrachtet, insbesondere in problematischen Jahrgängen bringt der Cannubi großartige Weine hervor, wenn auch die Mengen geringer ausfallen mögen. Auf dem Cannubi findet die Nebbiolo-Traube fast optimale Bedingungen. Der teilweise über 50° steile Hang öffnet sich nach Süden und fängt das Sonnenlicht perfekt ein. Der kalkreiche Boden variiert von sandig (Sandstein von Diano) bis tief lehmhaltig (Mergel von Santa Agata Fossile ) und verbindet damit zwei geologische Formationen. Jeder, der einmal bei Nässe durch den Weinberg gelaufen ist, wird sich sicherlich an den sehr hellen, schweren Lehmboden erinnern, der kaum von den Schuhen zu entfernen ist.

Bedeutende Anteile an den Cannubi-Lagen halten folgende Besitzer (insgesamt 19):
- Fratelli Serio & Battista Borgogno 3 ha
- Damilano 2 ha + 8 ha gepachtet
- Luigi Einaudi 2,25 ha
- Brezza 1,4 ha
- Bartolo Mascarello 1,2 ha
- Enrico Pira
- Giacomo Fenocchio 0,5 ha
- Michele Chiarlo
- Paolo Scavino
- Commendatore G.B. Burlotto
- Amabile Drocco
- Fontana
- Scarzello
- Carretta

Cannubi San Lorenzo
- Cavalier Bartolomeo 1,75 ha
- Camerano
- Ceretto 0,3 ha

Cannubi Boschis
- Luciano Sandrone 1,9 ha
- Virna Borgogno


Herbstlicher Nebelblick über den Cannubi (unten) nach La Morra (oben).