Montepulciano


Die DOCG Region Vino Nobile di Montepulciano liegt rund 50 km südöstlich von Siena direkt an der Autobahn A1 Richtung Rom und umfasst eine Rebfläche von etwa 1.200 ha rund um das hoch auf einem 600 m hohen Berg gelegene Städtchen Montepulciano. Der Vino Nobile ist neben dem Brunello und dem Chianti der dritte große Wein aus der Sangiovese-Traube (hier Prugnolo Gentile genannt), steht jedoch zumeist im Schatten dieser beiden. Zum Brunello fehlt oft die Kraft und Konzentration, zum Chianti manchmal die feine Eleganz. Dabei entwickelt sich die Sangiovese, die im Vino Nobile zu mindestens 70% enthalten sein muss, auch rund um die namensgebende Stadt zur Hochform. Bereits 1966 erhielt das Anbaugebiet DOC-Status - als eines der ersten in der Toskana. Dies gab den Anstoß zu einer massiven Investitionswelle in Weinberge und Keller und führte dazu, dass die Mischbewirtschaftung zunehmend einer reinen Rebkultur wich. 1981 wurden die Bemühungen mit dem DOCG-Status belohnt, der Vino Nobile war auf einer Stufe mit dem Brunello, Barolo oder Barbaresco angekommen. Die strenge Gesetzgebung verbesserte die Qualität in der Breite weiter deutlich.

Wie in vielen Teilen Italiens gibt es auch in diesem Anbaugebiet die bekannte Auseinandersetzung zwischen den Traditionalisten und den Modernisierern. Während die ersten nur traditionelle Rebsorten nach klassischen Methoden verarbeiten, nehmen es die an einem internationalen Weinstil orientierten hier nicht so genau. In Punkto Weltoffenheit und schierer Größe übertrifft das weithin bekannte Gut Avignonesi bislang alle anderen Weingüter. Dabei liegt es mit zwei weiteren Gütern getrennt durch Autobahn, Eisenbahntrasse und Kanal etwas abseits in der Ebene. Doch gerade hier haben die Böden das größte Potenzial, wenn auch in dem sandigen Boden der Kalk fehlt. Maßstäbe in Sachen Qualität setzen aber vor allem die Güter Poliziano und Boscarelli sowie die für ihre sehr traditionellen Weine bekannte Cantina Dei.

Die "edle" Bezeichnung des Weins belegt die historisch hohe Anerkennung der Qualität. Seine Geschichte geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Vor allem in den letzten Jahren ist viel Kapital in diese Region (wie in andere Regionen Italiens auch) geflossen, was die Qualität weiter verbessert hat. Um in Richtung des wesentlich prestige-trächtigeren und damit auch teureren Brunello aufzuholen, sind einzelne Erzeuger dazu übergegangen, dem Wein Cabernet beizumischen und in neuen Barriques auszubauen, selbst wenn hierdurch der DOCG Status verloren ging. Das Ergebnis der Asinone, Le Stanze, Desiderio, Vigna del Nocio oder 50:50 genannten Produkte kann sich aber mehr als sehen lassen.

Das allerbeste Preis-/Leistungsverhältnis aber bieten die kleinen Vino Nobilis, die Rosso di Montepulciano, die zumeist um die 10.- Euro angeboten werden. Nicht zu vergessen ist auch der hier ebenfalls produzierte Vin Santo, ein goldgelber, süßer Nektar aus vorgetrockneter Malvasia Bianca oder auch anderen Weißweintrauben.